Die Geschichte des Klosters
Seit Jahrhunderten im Wandel.
Seit Jahrhunderten im Wandel.
Das 1131 von Zisterziensern gegründete Kloster Volkenroda bei Mühlhausen besitzt die älteste noch erhaltene Zisterzienser-Klosterkirche in Deutschland. Heute gestaltet die ökumenische Kommunität der Jesus-Bruderschaft das klösterliche Leben. Die Zisterzienser wählten für ihre Klostergründungen abgeschiedene Täler, da sie von ihrer Hände Arbeit, also von Ackerbau und Viehzucht lebten.
Die Bauweise war bewusst schlicht: Kein Schmuck sollte den Betenden ablenken, der Kirche war nur ein Dachreiter als Turm erlaubt, die Wände blieben unverputzt. Dies ist bis heute ähnlich, wenngleich der Wiederaufbau mit modernsten Baumaterialien erfolgte: „Auf den Fundamenten von gestern, mit den Materialien von heute, für morgen bauen“ ist die Philosophie der heutigen Kloster-Bauweise. Zur Geschichte des Wiederaufbaus ist eine Publikation von Katharina Freudenberg in der Klosterpforte erhältlich.
„Das Wunder von Volkenroda“ – so titelte 2001 die Wochenzeitung „Die Zeit“ über den Wiederaufbau des Klosters Volkenroda. 1990 war die halb verfallene Klosteranlage in Thüringen weithin unbekannt. In der DDR-Zeit stand die alte Klosteranlage kurz vor dem Zerfall – mit allen Zeugnissen der 800-jährigen Geschichte. Das Dorf Volkenroda drohte durch Abwanderung auszusterben, und mit der Schließung der Klosterkirche schien das Schicksal endgültig besiegelt.
Umso erstaunlicher erscheint der bauliche und geistliche Wiederaufbau des Klosters, der 1991 mit einem Gebetsimpuls begann. Aus der Kraft des Gebets wurde Volkenroda zu einem einladenden Ort der Begegnung zwischen den Konfessionen und Menschen aus Ost- und Westdeutschland.
1130/31 erreichte die europaweite Erneuerungsbewegung der Zisterzienser das thüringische Volkenroda. Hier befanden sich die Trümmer der 1074 geschleiften Reichsburg Kaiser Heinrichs IV., die die Gräfin Helinburgis den aus Kamp kommenden Zisterziensermönchen zur Errichtung eines Klosters anbot. Mit dem Bau der romanischen Klosterkirche wurde 1131 begonnen.
1150 an Pfingsten wurde die Klosterkirche durch den Mainzer Erzbischof geweiht. Von Volkenroda aus wurden Tochterklöster gegründet in Waldsassen (1133), Reifenstein (1162), Loccum (1163) und Dobrilugk (1165).
1525 Das Kloster war reich geworden, das geistliche Leben lag darnieder, die Bevölkerung dagegen hatte hohe Abgaben zu zahlen. Während der Bauernkriege, am 27. April 1525, wurde die Anlage unter dem Einfluss Thomas Müntzers massiv zerstört.
ab 1540 Im Zuge der Reformation wurde das Kloster aufgelöst und in ein „Fürstliches Amt“ des Herzogtums Sachsen-Gotha-Coburg umgewandelt. Für den eingesetzten Amtmann wurde auf ehemaligen Nebengebäuden des Klosters der Amtshof gebaut, und für die Bewirtschaftung der Ländereien wurde der Gutshof mit Herrenhaus errichtet. Das zerstörte Langhaus der Kirche, Kreuzgang und Refektorium wurden abgetragen. Das Konventgebäude blieb als Nebengebäude des Amtshofs erhalten.
bis 1968 fanden in der Klosterkirche evangelische Gottesdienste statt; wegen Baufälligkeit wurde die Kirche 1968 geschlossen. Von staatlicher Seite gab es keine Mittel zu Unterhalt oder Renovierung der Gebäude. Nach der sozialistischen Zentral-Dorfpolitik sollten abseits gelegene Dörfer „abgesiedelt“ werden; hier kam es aber nicht zur Ausführung. Das Dach des Konventgebäudes stürzte kurz vor der politischen Wende ein.
1990 Das alte Kloster wurde neu „entdeckt“. Auf Initiative der Familien Köhler (Volkenroda) und Meisner (Körner) beteiligten sich immer mehr Menschen an der Wiederherstellung der Anlage. Die Denkmalpflege ermöglichte die Sicherung der Kirche, und die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ finanzierte ein neues Dach. 1993 wurde der Förderverein „Wiederaufbau Kloster Volkenroda e.V.” gegründet.
1994 Die ökumenisch orientierte Jesus-Bruderschaft e.V. aus Gnadenthal (eine Kommunität von zölibatären Männern, zölibatären Frauen und Familien) erwarb das Kloster mit der Auflage zu Wiederaufbau und Nutzung. Das Kloster Volkenroda wurde in der Folge wieder zu einem Ort der geistlichen Einkehr, des gemeinsamen Lebens, Arbeitens und Lernens. Als erster Betrieb wurde im ehemaligen Gutshof ein ökologisch geführtes Klostergut begonnen.
1996 Das Kloster Volkenroda wurde von der Europäischen Union als „schützenswertes Kulturerbe von europäischem Rang“ ausgezeichnet. Zahlreiche Menschen fanden wieder Beschäftigung durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Mit Förderung durch das Thüringer Sozialministerium begann der Aufbau des „Europäischen Jugendbildungszentrums”. Weitere Betriebe mit Arbeits- und Ausbildungsplätzen entstanden.
1997 „Wiederaufbau und Neubelebung von Kloster und Dorf Volkenroda“ wurde offizielles EXPO 2000-Lebensform-Projekt des Freistaats Thüringen. Die „Stiftung Kloster Volkenroda“ wurde ins Leben gerufen, um die langfristige Verwirklichung des Vorhabens auf eine sichere Grundlage zu stellen.
1999 Die Sanierung der Klosteranlage (nach Plänen von Architekt Günther Hornschuh, Planungsgruppe Stieldorf, Königswinter) wart weitgehend abgeschlossen. Das Europäische Jugendbildungszentrum mit Seminargebäude (ehem. Konventgebäude) und Gästehäusern wurde offiziell eröffnet.
2000 Im EXPO-Jahr wurden 25.000 Besucher in Volkenroda gezählt.
2001 Der Christus-Pavillon, das gemeinsame Kirchengebäude der Evangelischen und Katholischen Kirche in Deutschland auf der EXPO 2000 in Hannover, steht heute als bleibende Erinnerung an die Weltausstellung in Volkenroda. Am 18. August 2001 fand die Einweihung statt. Er vervollständigt die noch erhaltenen Teile der historischen Klosteranlage in Volkenroda. Als Ort der Stille und Einkehr will er Menschen zur Gottesbegegnung, Versöhnung und Gemeinschaft einladen. Außerdem wird er für Kulturveranstaltungen genutzt.
2003 kam es zur Umstrukturierung des Landwirtschaftsbetriebes Klostergut Volkenroda zu einem Schulbauernhof in Verbindung mit dem Jugendbildungszentrum.
2005 Die Gebäude des Klosters gingen in den Besitz der „Stiftung Kloster Volkenroda“ über. Die Jesus-Bruderschaft Kloster Volkenroda e.V. als christliche Lebensgemeinschaft ist seitdem der neue Betreiber des Klosters Volkenroda (Kirche, Christus-Pavillon, Jugendbildungszentrum und Schulbauernhof).
2005 konnte der „Lange Gang“ (Wirtschaftsgebäude des alten Gutshofs) als neues Gäste- und Werkstatthaus des Jugendbildungszentrums seiner Bestimmung übergeben werden. Mit dem Pilgerweg Loccum – Volkenroda wurde die alte Verbindung zwischen Mutter- und Tochterkloster neu geknüpft.
2010 Im Rahmen des Ökumenischen Kirchentages in München wurde der Ökumenische Pilgerweg „Via Porta“ von Volkenroda nach Waldsassen eingeweiht.
2011 Im Jubiläumsjahr des Christus-Pavillons (10 Jahre in Volkenroda) gab es viele besondere Veranstaltungen. Höhepunkt war die OpenAir-Aufführung der Carmina Burana vor 1000 Gästen.
2014 wurde das Haus für die Seelsorgearbeit – „Kloster auf Zeit“ – eröffnet.
2015 Das neu gebaute „Refektorium“ mit Küche und Speiseräumen dient der Versorgung vieler Gäste.
2018 gründete sich die Jugendkommunität.
2020 wird der öffentliche Auftritt grundlegend überarbeitet, ein neues Logo des Klosters „Begegnung belebt“ wird eingeführt.
2024 Nach Jahren der Entwicklung und des Wachstums übernimmt die Stiftung die Gesamtverantwortung für das Kloster.
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